Naturkosmetik - Kosmetik aus dem Garten

Melisse

Naturkosmetik - Kosmetik aus dem Garten

Melissa officinalis

 Bildquelle: Ernst Klett Verlag - Melisse - Melissa officinalisBei vielen steht sie in der Wohnung, die Melisse. Sie riecht so gut, doch keiner weiß um ihre Kraft. Bei uns hat sie meist einen längeren Namen: "Zitronenmelisse". Wie viele andere Gewürz- und Heilpflanzen wurde auch sie von Mönchen aus dem Mittelmeerraum mitgebracht und in unseren Klostergärten angepflanzt. Hier waren es die Karmeliter, die dann auch den Karmelitergeist erfanden, der tatsächlich aus Melissenextrakt besteht. Das Rezept wird noch heute streng gehütet, aber wir können Ihnen das von Kräuterpfarrer Johann Künzle geben, dem botanisch versierten Schweizer; der war nicht so geheimnistuerisch: "Je ein Pfund Pfefferminz- und Melissenblätter werden in einem großen Einmachglas mit anderthalb Liter Feinsprit und anderthalb Liter Wasser übergossen. Das wird der Sonnen ausgesetzt oder an einem warmen Orte ziehen gelassen. Das Gefäß ist gut zuzudecken, nach vier oder sechs Tagen wird die Flüssigkeit abfiltriert, gut mit Zucker gesüßt, in Flaschen abgezogen und diese gut verkorkt."

Statt Feinsprit nehmen Sie besser Rum, wenn Sie auf den Zucker nicht verzichten wollen (die beiden vertragen sich besser im Magen); ohne Zucker können Sie auch Branntwein oder Obstler verwenden. Diese Tinktur wirkt anregend und hilft bei Übelkeit.

Ganz ähnlich lautet ein modernes Rezept für eine Melisse-Tinktur, die kosmetisch verwendet wird, oder nach dem Zähneputzen im Gurgelwasser den Atem freimacht, gleichzeitig auch Mund- und Rachenraum leicht desinfiziert: Sie übergießen zehn Gramm getrocknete Melissenblätter mit 0,1 Liter siebzigprozentigem Alkohol aus der Apotheke. Lichtgeschützt und warm (früher stellte man dazu die Glaskolben in Pferdemist) soll die Tinktur vier Wochen lang reifen, bevor sie abfiltriert wird.

Wenn Sie selbst Melisse im Garten oder in der Wohnung ziehen, können Sie zweimal imJahr ernten: im Juni und September. Bewahren Sie die getrockneten Blätter, die Sie vom Stengel abgestreift haben, nicht in Metalldosen auf! Das könnte zu unerwünschten chemischen Reaktionen führen.

Über Kosmetika schrieb Pfarrer Künzle selten - hier aber doch: "Seit alters her wird der Melissentee auch als Schönheitsmittel angewendet: Waschungen mit Melissentee entfernen nämlich allerhand Hautunreinigkeiten."

Für den Tee nehmen Sie zwei Teelöffel der getrockneten Blätter und übergießen sie mit einem Viertelliter kochendem Wasser. Lassen Sie den Tee zugedeckt zehn Minuten ziehen! Abgekühlt hilft er angeblich auch gegen die Lippenbläschen, die durch Viren von Herpes simplex entstehen.

Auch baden können Sie in dem Kraut. Legen Sie 150 Gramm Melisse - in einen Strumpf gepackt - in die Badewanne und lassen Sie die Wanne vollaufen! Und nun kommt noch das Zuckerle für die Haut: eine halbe Tasse Bienenhonig. Das hilft bei gestreßten Nerven, beruhigt und entspannt.

Gehen Sie am besten nachher gleich zu Bett!

Mit Melisse können Sie sich auch ein schonendes, sanft desinfizierendes Shampoo zusammenköcheln. Dafür brauchen Sie zunächst Melissenöl. Sie übergießen zwei Eßlöffel Melisse mit 0,1 Liter Oliven- oder Sojaöl. Das muß drei Wochen an einem warmen Platz stehen und will immer wieder mal geschüttelt werden. Einen Kaffeelöffel von diesem Ölauszug lösen Sie in 50 Gramm der Melissen-Tinktur, die wir schon beschrieben, und die Sie bereits vor einem Monat angesetzt haben. Dann übergießen Sie eine Handvoll Melissenblätter mit einem Viertelliter kochendem Wasser und lassen sie zugedeckt drei Stunden lang ziehen.

In einem weiteren Viertelliter lösen Sie 50 Gramm weiße Schmierseife auf und geben zehn Gramm Pottasche dazu. Lassen Sie es eine halbe Stunde lang leicht köcheln! Dann vermischen Sie die Schmiere mit der Mischung aus Melissenöl und -tinktur. Dieses Haarwaschmittel ist ganz ausgezeichnet. Sie sollten allerdings nach der Wäsche Ihr Haar mit verdünntem Essig oder Zitronensaft nachspülen; bei sehr kalkhaltigem Wasser bleiben sonst Kalkseifen-Rückstände, und die sind nicht schön.
Doktor Simon Pauli war im 18. Jahrhundert der Ansicht, daß "Melissen, in der Laugen gebeitzt und damit gezwagen, behält das Haar bey seiner Farbe, daß es nicht so bald grau wird."

Wenn Sie Ihrer Haut viel Gutes tun wollen und den Aufwand nicht scheuen, sollten Sie sich ein Gesichtswasser mit Melisse herstellen. Für trockene oder sensible und alternde Haut ist es ideal. Dazu nehmen Sie eine Handvoll Melissenblätter, je einen Eßlöffel Eibischwurzel und Malvenblüten. Mit einem Viertelliter destilliertem Wasser und dreißig Gramm Alkohol tränken Sie die in einer Porzellan- oder Glasschüssel vermischten Kräuter, legen ein feuchtes Tuch auf die Schüssel und stellen sie an einen kühlen Platz. Nach einigen Tagen müssen Sie kontrollieren, ob die Pflanzen noch mit Flüssigkeit bedeckt sind. Wenn nicht, gießen Sie destilliertes Wasser nach. Nach einer Woche filtern Sie durch ein Tuch ab und pressen den Rückstand gut aus. In weiteren 20 Gramm Alkohol lösen Sie nun einen Kaffeelöffel Melissenöl auf und geben es zu Ihrem Kräuterauszug. So ergibt sich eine dicke, ziemlich schleimige Flüssigkeit. Der Schleim zieht sofort in die Haut ein, belebt und erfrischt. Und die Haut bedankt sich: Sie wird ganz zart.

Jetzt werden Sie sich etwas mehr um Ihre Zitronenmelisse irn Korridor kümmern oder?

Melisse in der Naturmedizin

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